Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Gottesanbeterin

Gottesanbeterin-Weibchen, Alzenauer Sande, September 2023 (M. Neumann)
Gottesanbeterin-Weibchen, Alzenauer Sande, September 2023 (M. Neumann)

Die Europäische Gottesanbeterin (Mantis religiosa) ist die einzige in Mitteleuropa vorkommende Vertreterin der Fangschrecken (Mantodea). Sie steht in Deutschland auf der Roten Liste als gefährdet und ist nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt. Deshalb darf sie weder gefangen noch gehalten werden!

 

Erkennungsmerkmale

Die Gottesanbeterin kann hierzulande mit keinem anderen Tier verwechselt werden. Die Weibchen werden bis zu 8 cm, die Männchen bis zu 6 cm groß. Obwohl die Tiere flugfähig sind, nutzen fast nur die Männchen gelegentlich ihre Flügel.

Die Färbung ist variabel und reicht von Grün- zu Brauntönen. Mit den Häutungen passt die Gottesanbeterin ihre Färbung an die Umgebung an. Besonders fallen der dreieckige, sehr bewegliche Kopf und die zu Fangbeinen umgebildeten Vorderbeine auf. Diese sind mit Dornen besetzt und dienen dem Festhalten der Beute. Die Geschlechter unterscheiden sich in der Größe und an den zwischen den Facettenaugen liegenden drei Punktaugen (Ocellen). Diese sind beim Männchen deutlicher ausgebildet und mit Lupe erkennbar.

 

 

 

Gottesanbeterin-Paar, Rovinj, Kroatien (C.Beck)
Gottesanbeterin-Paar, Rovinj, Kroatien (C.Beck)

Lebensweise

In der Dämmerung, aber auch am Tage, machen die Tiere Jagd auf Heuschrecken u. a. Insekten oder Spinnen. Dabei bewegt sich die Gottesanbeterin nur sehr langsam und verharrt immer regungslos. Wenn man sich ihr nähert, flüchtet sie meist nicht. Wird sie dennoch aufgeschreckt, fliegt die Gottesanbeterin einige Meter weit.

Gottesanbeterinnen leben nur einen Sommer lang und pflanzen sich nur einmal im Leben fort. Nur die Larven überwintern (im Kokon) und entwickeln sich im Folgejahr bis Juli oder August zum ausgewachsenen Insekt.

Bekannt sind Gottesanbeterinnen insbesondere wegen ihres sexuellen Kannibalismus. Bei etwa einem Drittel der Paarungen wird das Männchen währenddessen oder danach vom Weibchen aufgefressen. Dieses legt nach der Paarung 200 bis 300 Eier in einem Schaumkokon an Pflanzenteilen ab.

Gottesanbeterin, Aschaffenburg (C. Schwab)
Gottesanbeterin, Aschaffenburg (C. Schwab)

Lebensraum

Die Gottesanbeterin ist in Mitteleuropa auf besonders wärmebegünstigte Lebensräume beschränkt. Man findet sie zum Beispiel an lichten Waldrändern an höheren Stauden. Manchmal tauchen die Tiere auch in Gärten auf. 

 

In Deutschland gab es immer lokale Vorkommen auf Wärmeinseln wie dem Kaiserstuhl und der Oberrheinebene, aber auch im Frankfurter Raum. Der Klimawandel mit heißen, trockenen Sommern begünstigt die Ausbreitung der Gottesanbeterin. 

Andere Arten werden durch den Klimawandel dagegen verdrängt, sterben lokal aus oder weichen in höhere Lagen aus. Insgesamt ist der Klimawandel deshalb eine Bedrohung für die Artenvielfalt!

 

(übernommen von Projektseite BUND Miltenberg)

Gottesanbeterin gefunden? Bitte melden Sie Ihren Fund!

BUND Miltenberg und LBV sammeln seit 2022 Funddaten von Gottesanbeterinnen in unserer Region.

Das Meldeformular und eine Übersichtskarte sind auf der Projektseite zu finden: Projektseite Gottesanbeterin

Sommer 2023: Gottesanbeterin im Blumentopf

Den LBV Aschaffenburg-Miltenberg erreichen gelegentlich Anrufe zu gefundenen Wildtieren, oft zu Vögeln, aber auch zu anderen Tierarten. Die Anrufenden werden telefonisch beraten und bei verletzten Tieren oder verwaisten Jungtieren an die entsprechenden Wildtierhilfen verwiesen.

Für die Tierart, wegen der Herr Schwab Ende August anrief, gibt es keine Wildtierhilfe, aber auch diesem Tier konnte geholfen werden: An einer Zimmerpflanze in seinem Büro in der Aschaffenburger Innenstadt hatte er eine Gottesanbeterin entdeckt und in einer Plastikbox gesichert. Doch wohin nun mit diesem besonderen Tier? Die Europäische Gottesanbeterin ist die einzige Fangschrecke in Mitteleuropa, ein Insekt mit sehr speziellem Aussehen und daher unverwechselbar. Sie steht auf der Rote Liste als gefährdete Art und ist nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt. Die Umgebung des Büros war nicht der geeignete Lebensraum für das wärmeliebende Insekt, das sich gerne an Waldrändern aufhält. Nach interner Beratung im LBV wurde das Gebiet am „Schweinheimer Exe“ - dem Naturschutzgebiet am Rande Schweinheims auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz - als neuer Lebensraum vorgeschlagen. Nach Büroschluss machten sich Herr Schwab und Tochter Ida auf den Weg nach Schweinheim. Die Gottesanbeterin hatte für die Reise noch extra eine Stärkung in Form von zwei Stubenfliegen bekommen und zügig verspeist. Am Naturschutzgebiet fand Ida bald den perfekten Ort für die Auswilderung: eine sonnige Wiese in Waldrandnähe. Die Gottesanbeterin krabbelte aus ihrem Behelfsterrarium und kletterte direkt einen Stock hoch, um sich in der Sonne aufzuwärmen.

Zum Abschluss der Aktion wurde der Fund der Gottesanbeterin noch im Meldeformular auf der Projektseite von BUND Miltenberg und LBV Aschaffenburg-Miltenberg eingetragen. Denn diese Art, die in Deutschland bisher nur lokal in warmen Gebieten wie dem Kaiserstuhl oder der Oberrheinebene vorkam, breitet sich bedingt durch den Klimawandel weiter aus. Die Gottesanbeterin ist eine Gewinnerin der Klimaerwärmung; deutlich mehr Arten stehen jedoch auf der Seite der Klima-Verlierer. Über die Meldungen, die über das Formular eingehen (siehe oben), kann die Ausbreitung der Gottesanbeterin sehr gut nachvollzogen werden und es können Rückschlüsse auf Lebensraumveränderungen gezogen werden.

Die folgenden Fotos von Christian Schwab zeigen Fotos von der "Büro-Gottesanbeterin" und ihrer Auswilderung.