Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Arten

Junge Mauersegler (Foto: Claudia Becher, LBV-Bildarchiv)
Junge Mauersegler (Foto: Claudia Becher, LBV-Bildarchiv)

Es gibt viele Tierarten, die an Gebäuden nisten und/oder leben. Unser Fokus liegt dabei (zunächst) auf den Vögeln und Fledermäusen, die Nischen und Spalten an Gebäuden nutzen. Sie zeichnen sich durch Ortstreue aus, was bedeutet, dass sie immer wieder zum gleichen Quartier oder Nistplatz zurückkehren. Da sie häufig kaum Spuren hinterlassen, wird ihre Anwesenheit oft für lange Zeit nicht bemerkt.

Viele der tierischen Untermieter sind gefährdet und stehen in Bayern auf der Roten Liste. Durch den zunehmenden Verlust von Nistplätzen und Quartieren durch Umbaumaßnahmen, Gebäudesanierung oder Vergrämung nehmen ihre Bestände ab. Alle unter der Rubrik „Arten“ genannten Gebäudebrüter und Fledermäuse stehen unter dem Schutz des Bundesnaturschutzgesetzes. 

Unser Gebäudebrüterprojekt kümmert sich besonders um die aufgeführten Arten.

 

Mauersegler

Mauersegler verbringen fast ihr ganzes Leben im Flug und schlafen sogar in der Luft: Anpassung an das Leben im Luftraum in Perfektion. Im Gegensatz zu anderen Zugvögeln haben sie kein angestammtes Winterquartier, sondern sind stets dort zu finden, wo die günstigsten Witterungs- und Nahrungsverhältnisse herrschen. Die Tiere sind nicht mit Schwalben verwandt, obwohl sie ihnen ähnlich sehen. Der Mauersegler, ursprünglich ein Felsbrüter, wurde im Laufe der letzten Jahrhunderte immer mehr zum Bewohner menschlicher Siedlungen.

In älteren, unsanierten Gebäuden finden Mauersegler viele Zugänge zu Dachhohlräumen oder Ähnlichem. Hier bauen sie ihre Nester. Als ortstreuer Vogel kehrt er noch viele Jahre in die Gegend seines Brutplatzes zurück. Durch die Sanierung von Gebäuden werden die Zugänge nun aber häufig verschlossen oder Dachräume zu Wohnraum ausgebaut. Jetzt leidet der Mauersegler unter Wohnungsnot und braucht unseren Schutz. Denn findet er an diesen Stellen keine Nistplätze mehr vor, verschwindet er langsam aus unseren Städten und Dörfern.


Schwalben: Mehlschwalben und Rauchschwalben

Rauchschwalbe (Foto: Andrea Kammer)
Rauchschwalbe (Foto: Andrea Kammer)
Mehlschwalbe (Foto: Andrea Kammer)
Mehlschwalbe (Foto: Andrea Kammer)

Schwalben galten schon immer als Glücksbringer. Schwalben, die am Haus brüten, bedeuten im Volksglauben Schutz vor Unwetter. Rauch- und Mehlschwalben sind Kulturfolger und damit an menschliche Siedlungen als Lebensraum gebunden. Beide Schwalbenarten bauen ihre Nester an Fassaden.

Sie verwenden dazu lehmige Erde, die sie in Pfützen sammeln und mit Speichel zu einer festen Masse verkleben. Schwalbennester sind durch das Bundesnaturschutzgesetz ganzjährig geschützt. Sie dürfen auch in der Zeit, wenn die bedrohten Vögel in Afrika überwintern, weder beschädigt noch zerstört werden.

Durch modernen Hausbau mit Flachdächern oder glattem Verputz werden die Nistmöglichkeiten für die Schwalben stark eingeschränkt. Aus Angst vor Kotspuren an den Wänden werden Schwalben auch bei Nestbauversuchen verscheucht oder gar ihre Nester zerstört. Dabei lässt sich die Verschmutzung mit der Anbringung eines schrägen Kotbretts ca. 50-70 cm unterhalb der Nester ganz einfach dauerhaft vermeiden. Das Brett ist dann farblich ganz leicht an die neue Fassade anzupassen.

Als Kulturfolger sind unsere Schwalben stark auf die Unterstützung durch uns Menschen angewiesen. Außer an Nistplätzen mangelt es den Schwalben bei uns auch an Nahrung. Durch Versiegelung der Landschaft und den Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln gehen die Vorkommen an Insekten stark zurück. Auch finden die Tiere in stark versiegelten Wohngebieten meist kein Baumaterial für neue Nester. Tun Sie deshalb unseren Schwalben einen Gefallen und bringen Sie künstliche Nisthilfen an!


Haussperling oder Spatz

Haussperling (Foto: Andrea Kammer)
Haussperling (Foto: Andrea Kammer)

Auch der Haussperling, im Volksmund meist als "Spatz" bekannt, ist für die Brut auf Nischen oder Höhlen, vorzugsweise an Gebäuden oder Baumhöhlen, angewiesen. 

 

Der Spatz ist derzeit im Rückgang durch fehlende Nistmöglichkeiten in Nischen und unter Dächern. Er leidet auch unter Nahrungsmangel wegen der Aufgabe von Kleintier- und Pferdehaltung, saubere Dreschmethoden und artenarme Gärten. Durch Versiegelung der Landschaft fehlen ihm Stellen für Staubbäder. 


Turmfalke

Turmfalke (Foto: Andrea Kammer)
Turmfalke (Foto: Andrea Kammer)

In Mitteleuropa sind Turmfalken typische Vögel der Kulturlandschaft. Häufig sind sie in Stadt und Landkreis zu beobachten, wo sie sich hoch oben an Gebäuden, vorzugsweise an Kirchtürmen, niederlassen. Nicht umsonst bezeichnen sie die Menschen auch als Mauer-, Dom- oder Kirchfalken. Obwohl Turmfalken in Bayern noch flächendeckend verbreitet sind, gehen ihre Bestandszahlen langsam aber sicher zurück. Turmfalken waren ursprünglich Felsbrüter; heutzutage nutzen sie in menschlichen Siedlungsgebieten vor allem hohe Gebäude wie Kirchtürme, Fabrikschornsteine und Hochhäuser zur Brut. An Gebäuden finden sie Nistmöglichkeiten in Mauer- und Fensternischen oder hinter Schallöffnungen von Kirchtürmen. Gelegentlich brüten sie auch in Bäumen, wobei sie alte Nester von Rabenvögeln oder anderen Greifvögeln übernehmen. 

Obwohl Turmfalken nicht als gefährdet gelten, geht ihr Bestand spürbar zurück; Hauptgründe hierfür sind Nahrungs- und Nistplatzmangel. Durch Versiegelung und Bebauung im Stadtgebiet und im Landkreis verschwinden wichtige Jagdreviere und mit ihnen auch die Beutetiere. Als Endglied der Nahrungskette sind Turmfalken auch durch den Einsatz von Pflanzen- und Schädlingsgiften bedroht, da sie das Gift über ihre Beute aufnehmen. 


Großer Abendsegler

Großer Abendsegler (Foto: Ralph Sturm)
Großer Abendsegler (Foto: Ralph Sturm)

Der Große Abendsegler ist mit seiner Spannweite von knapp 40 Zentimetern die zweitgrößte heimische Fledermaus. Die Flügel sind schmal und für schnellen und ausdauernden Flug gebaut, mit Geschwindigkeiten von bis zu 60 km/h. Große Abendsegler sieht man oft schon nachmittags und am frühen Abend hoch oben am Himmel fliegen – nicht selten werden sie dann mit Schwalben oder Mauerseglern verwechselt.

Neben der für alle Fledermausarten geltenden Bedrohung durch Insektizide und den Einsatz chemischer Holzschutzmittel  leiden Große Abendsegler hauptsächlich an Gefährdung durch Quartierverlust. Ihr quartier beziehen die Abendsegler in alten Baumhöhlen oder an Gebäuden.

Auch viele Gebäudequartiere gehen verloren. Die bevorzugt besiedelten Gebäudetypen aus den siebziger Jahren sind größtenteils sanierungsbedürftig. Durch Fassadendämmung und Dachsanierung entstehen neue Gebäudestrukturen, die die alten Hangplätze manchmal nicht mehr zulassen oder das Klima darin verändern. Ersatzmaßnahmen müssen daher sehr genau auf ihre Eignung geprüft werden. Während des Winters (November bis März) dürfen an den Quartieren keinerlei Veränderungen vorgenommen werden.


Zwergfledermaus

Zwergfledermaus (Foto: Hans-Joachim Fünfstück, LBV-Bildarchiv)
Zwergfledermaus (Foto: Hans-Joachim Fünfstück, LBV-Bildarchiv)

Die Zwergfledermaus ist mit einer Körperlänge von ca. 4,5 cm und einer Flügelspannweite von 20 cm die kleinste bei uns vorkommende Fledermausart; mit zusammengeklappten Flügeln würde sie in eine Streichholzschachtel passen.

Zwergfledermäuse sind typische Bewohner von Siedlungen und Städten. Sie beziehen bevorzugt Spaltenquartiere in 2 bis 9 m Höhe an Gebäuden, vor allem in Mauerritzen, Außen- und Flachdachverkleidungen, Rollladenkästen, in Hohlblocksteinen unverputzter Hauswände oder hinter Fensterläden. Zusätzlich nutzen sie Baumhöhlen und Nistkästen als Paarungsquartiere.

Die wohl größte Gefahr droht den Zwergfledermäusen durch den Abriss

oder die Sanierung von Gebäuden und das Fällen von Bäumen, in denen sich Quartiere befinden. Lässt sich eine Sanierung nicht vermeiden, sollte vor Baubeginn bekannt sein, welche Hangplätze am Gebäude im Jahresverlauf besiedelt sind, wo sich Ein- und Ausflugöffnungen befinden, ob im nähren Umfeld (ca. 500 m) weitere Quartiere einer Wochenstubenkolonie vorhanden sind und zu welcher Jahreszeit die Tiere anwesend sind.

Bei Wochenstubenkolonien sollten Sanierungsarbeiten von September bis März, bei Winterquartieren von April bis Mai durchgeführt werden.


Braunes Langohr

Braunes Langohr (Foto: Thomas Stephan, LBV-Bildarchiv)
Braunes Langohr (Foto: Thomas Stephan, LBV-Bildarchiv)

Das Braune Langohr gehört mit einer Körpergröße von ca. 5 cm und einer Flügelspannweite von ca. 28 cm zu den mittelgroßen Fledermausarten. Auffällig an dieser Art sind die großen Ohren; sie sind mit 4 cm fast so lang wie der Körper. Sie ernährt sich hauptsächlich von mittelgroßen Insekten.  Braune Langohren sind in stärkerem Ausmaß als andere Langohrarten Waldbewohner. Ihre Sommerquartiere beziehen sie bevorzugt in Baumhöhlen, nehmen jedoch Vogel- und Fledermausrundkästen sowie Dachböden gerne als Ersatzquartier an. 

Als Wald- und Baumbewohner verliert das Braune Langohr vor allem durch das Fällen von alten Höhlenbäumen Quartiere. Auch Wochenstubenquartiere auf Dachböden sind durch Dachsanierungen in Gefahr; die Verwendung von giftigen Holzschutzmitteln ist hier unbedingt zu vermeiden! Da die Weibchen während der Jungenaufzucht besonders störungsanfällig sind, sollten Dacharbeiten nicht zwischen Anfang April und Ende Oktober ausgeführt werden. Ebenfalls störend für die Tiere ist die Verwendung von externer Beleuchtung; zumindest die Flugöffnungen müssen im Dunkeln bleiben.

Generell sollte vor Beginn einer Sanierung im Dachbereich bekannt sein, wie die Hangplätze im Quartier im Jahresverlauf genutzt werden, wo sich die Flugöffnungen befinden und ob potentielle Ausweichquartiere in der Nähe liegen. Braune Langohren sind orts- und quartiertreu und tolerieren Veränderungen in ihrem Quartier nur, wenn die Flugöffnungen und das Mikroklima erhalten bleiben. 


Breitflügelfledermaus

Breitflügelfeldermaus (Foto: Dr. Andreas Zahn, LBV-Bildarchiv)
Breitflügelfeldermaus (Foto: Dr. Andreas Zahn, LBV-Bildarchiv)

Die Breitflügelfledermaus verdankt ihren Namen ihrem besonderen Charakteristikum: Den mit 36 cm Spannweite auffällig breiten Flügel, die gegen den Abendhimmel gut sichtbar sind. Sie ist damit auch eine unserer größten Fledermäuse und ernährt sich bevorzugt von großen Käfern. 

Breitflügelfledermäuse kommen v.a. im menschlichen Siedlungsraum vor. Sie bevorzugen als Quartier an Häusern den Dachfirst zwischen Dachpfanne und Isolierung. 

Eine der wichtigsten Gefährdungsursachen für die Breitflügelfledermaus ist die Beeinträchtigung ihrer Quartiere, z.B. durch Veränderungen der Einflugöffnungen und Hangplätze oder unsachgemäßen Einsatz von Holzschutzmitteln im Rahmen von Gebäudesanierungen und –renovierungen. Ebenso wichtig ist die Beeinträchtigung der Nahrungsverfügbarkeit und ihrer Erreichbarkeit, z.B. durch Verlust insektenreicher Weiden, Wiesen, Waldränder sowie die Verringerung der Nahrungsgrundlage durch weniger Weideviehhaltung, Einsatz von Entwurmungsmitteln etc.